Neue Dampflok im Feldbahnmuseum Herrenleite

Unser Verein hat sich bekanntlich im Feldbahnmuseum der Erhaltung des mittlerweile fast ausgestorbenen industriellen Transportmittels Feldbahn verschrieben. Solche Bahnen waren ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in allen Bereichen der Wirtschaft zu finden. Ganz besonders die Bau- und Grundstoffindustrie setzte bis zum Aufkommen moderner Lkw auf den gleisgebundenen Transport.
In Deutschland kam bei Feldbahnen vielfach die Spurweite 600 mm zur Anwendung, die jedoch gerade bei großen Bauvorhaben mit hunderttausenden Kubikmetern Erdbewegung an ihre Grenzen stieß. Deshalb setzten insbesondere die großen Baufirmen bis in die sechziger Jahre hinein auch 750 mm- und 900 mm-spurige Bahnen mit entsprechend größerer Kapazität ein. Straßen-, Wasser- und Tiefbau waren somit eine Domäne der „großen“ Feldbahnen.
Nur noch wenige Vertreter der früher verbreiteten schweren Baufeldbahnen sind bis heute erhalten geblieben. Eine ursprünglich von der Münchener Baufirma Leonhard Moll eingesetzte 160 PS-Dampflok mit einer Spurweite von 750 mm stand über dreißig Jahre lang als Denkmal an einem Bauhof der HOCHTIEF AG in Essen. Mittlerweile wird der Standort durch die Zeppelin Streif Baulogistik GmbH genutzt, welche sich nun für einen Verkauf der historischen Maschine entschieden hat.
Das Feldbahnmuseum Herrenleite hat vor wenigen Wochen von einem befreundeten Museumskollegen, Stefan Materna von der Interessengemeinschaft Historische Baumaschinen in Waghäusel bei Karlsruhe, einen Tipp auf die Dampflok bekommen und auf der Basis von Spenden der Vereinsmitglieder ein Angebot dafür abgegeben. Der Eigentümer ist uns dankenswerterweise soweit entgegen gekommen, dass der Erwerb der nunmehr dritten Dampflok möglich wurde. Am 29. Oktober wurde die im Jahre 1937 bei der renommierten Lokfabrik Henschel unter der Typbezeichnung “Helfmann” gebaute und gut 15 Tonnen schwere Maschine in Essen verladen und kam am Tag darauf mittags im Museum an. Ein besonderes Dankeschön gilt auch Ahrndt Schütz aus Dresden und Bernd Reichelt aus Pirna, die den Transport und das Abladen der Lok gesponsert haben.

Verladung in Essen, 29.10.2015.

.

In den nächsten Wochen wird die Lok zunächst einmal rollfähig hergerichtet, immerhin wurde sie wohl das letzte Mal vor mehr als 50 Jahren bewegt. Erst danach kann sie ins Trockene rollen und wird Stück für Stück als Ausstellungstück hergerichtet. Eine betriebsfähige Aufarbeitung ist jedoch nicht geplant, haben doch die allermeisten Gleise im Museum 600 mm Spurweite. Trotzdem bereichert die Lok nicht nur die Sammlung in der Herrenleite, sondern ist auch deutschlandweit ein herausragendes Zeugnis längst vergangener Bautechnologie.

Alle Fotos: Marian Sommer

Für Besucher gibt es in diesem Jahr noch einmal die Gelegenheit, den Neuzugang anzuschauen. Zum traditionellen Schlittenhunderennen am ersten Adventswochenende öffnen auch die Tore des Museums und der Besucherzug pendelt von 11 bis 16 Uhr zwischen dem Eingangstor und dem Stake out der Musher (neudeutsch für Schlittenhundelager).