Juni 2007

Das Wichtigste zuerst: Verein kauft das Museumsgelände

Nach jahrelangen Verhandlungen ist uns im Frühjahr 2006, quasi in allerletzter Minute (siehe Leader+ weiter unten), endlich der Durchbruch bei unseren Bemühungen zum Geländekauf gelungen. Wo nie ein Weg hinzuführen schien kam es am Ende zu einer Einigung mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), über die wir uns nur als Erfolg auf der ganzen Linie freuen können. Und zwar ging nicht nur der Kernbereich des Geländes, für den wir bisher einen Mietvertrag hatten, in unser Eigentum über. Auch alle angrenzenden Flurstücke und, was für die Zukunft besonders wichtig ist, auch die gesamte Anschlussbahn! Hauptgrund für die neue Position der BImA scheint zu sein, dass sich bis in die Chefetagen der Behörde die Einsicht durchgesetzt hat, dass die Vielzahl der bundeseigenen Liegenschaften vor allem im Osten schlecht oder überhaupt nicht zu vermarkten sind und auf der anderen Seite hohe Kosten verursachen. Dies und der Umstand, dass wir schon seit Jahren viel Arbeit und auch Geld in die Erhaltung des Bausubstanz gesteckt haben, schlug sich am Ende auch im symbolischen Kaufpreis nieder.

Bauarbeiten im Museum

Herrenleitengebäude

Ein Schwerpunkt der Bauarbeiten lag im Jahr 2006 auf dem von uns so genannten Herrenleitengebäude. Das Haus ist das einzige noch aus der Steinbruchzeit erhaltene Bauwerk im Kernbereich des Geländes und wurde 1920 in Sandsteinbauweise errichtet. In den fünfziger Jahren erhielt das Gebäude zwei große Werkstattanbauten. Im Laufe der Jahre erfuhr das Gebäude eine Reihe von Umbauten, unter denen der historische Gesamteindruck doch recht stark gelitten hat. Der hintere Anbau und ein Vordach waren bei Übernahme des Geländes durch unseren Verein in so schlechtem Zustand, dass beides abgerissen werden musste.
Der ältere Gebäudeteil soll nun vor allem als Vereinsheim mit Umkleideraum, Küche und Aufenthaltsraum genutzt werden, der erhaltene Anbau soll mittelfristig wieder als (Metall-) Werkstatt genutzt werden. Auch wenn die Arbeiten eigentlich schon im Frühjahr 2005 begannen wurden sichtbare Fortschritte erst nach der Wiederaufbau des eingestürzten Museumshallendaches möglich. So wurde die Fassade repariert und ein nachträglich eingebautes Garagentor durch ein originalgetreues Doppelfensterpaar mit Sandsteingewänden ersetzt. Auch die anderen Fenster mussten erneuert werden, da sie Mitte der neunziger Jahre wie so vieles auf dem Gelände Opfer des Vandalismus wurden. Genauso wurde die Heizungsanlage neu gebaut und die Räume komplett vorgerichtet sowie der Fußboden gefliest. Pünktlich zu Beginn der kühleren Witterungsphase konnten wir die Räumlichkeiten endlich nutzen.

Vom Spätsommer bis in den Winter hinein wurde die Gleisanlage auf der Laderampe zur Regelspur um- bzw. neugebaut. Stammten die bisherigen Gleise noch von den allerersten öffentlichen Aktivitäten des Vereins in der Herrenleite und wurden im Laufe der Zeit immer nur erweitert und umgebaut, wich nun das Provisorium am derzeitigen unteren Endpunkt der Vorführstrecke der endgültigen Variante. Dazu wurden 5 Feldbahnweichen des Profils S18 und eine schwere Weiche des Profils Va aufgearbeitet bzw. umgebaut. Insgesamt entstanden 4 Gleise neu, darunter das zur Kopframpe (nutzbar für Lkw-Verladung) und zwei Abstellgleise. In diesem Jahr werden die Vorführzüge noch auf der Rampe beginnen und enden. Nach Fertigstellung des nächsten Bauabschnittes der Strecke, dann zum Eingangsbereich, dienen die Rampengleise nur noch musealen Zwecken. So soll dort auch einmal unsere Gleiswaage aus Demitz-Thumitz Platz finden.

Mittlerweile laufen die Vor- und Bauarbeiten für die nächste Erweiterung der Gleisanlage. Dazu befinden sich derzeit weitere drei schwere Va-Weichen im Umbau von 750 mm auf 600 mm Spurweite, später wird noch eine weitere folgen. Im ersten Teil soll nach Fertigstellung der Weichen das Streckengleis soweit verlängert werden, dass der im Rahmen des Leader+-Projektes umgesetzte Ellokschuppen (siehe unten) an das Gleisnetz angebunden wird.

Ein-Euro-Kräfte

Im Gegensatz zu den meisten Museen und Museumsbahnen im Osten Deutschlands beschäftigte die HFD nach der Wende keine ABM-Kräfte. Dafür waren verschiedene Gründe verantwortlich. Vor allem bot das alte Vereinsgelände keinerlei Voraussetzungen für derartige Arbeiten. Auch wäre die Betreuung der Leute schwierig geworden, da wir selbst jahrelang keine Arbeitslosen im Verein hatten, die diese hätten übernehmen können. Zwar hätte es nach dem Umzug auf die Herrenleite dort genügend Aufgaben gegeben, nun hatten sich aber die Bedingungen der Arbeitsämter soweit verschlechtert, dass der Einsatz von ABM-Kräften nicht mehr durchführbar war. Nichtsdestotrotz griffen wir an verschiedenen Stellen indirekt auf solche Angebote zurück, z.B. wenn Metallarbeiten bei Umschulungs- und Beschäftigungsgesellschaften in Dresden durchgeführt wurden.

Im Herbst 2005 trat nun der Verein “Jugend in Arbeit e.V.” aus Dresden mit der Anfrage an uns heran, ob wir Aufgaben für Hartz-IV-Empfänger, also die sogenannten 1 Euro-Jobs, hätten. Jugend in Arbeit organisierte eine Maßnahme inklusive Betreuung über die ARGE Pirna, welche insgesamt über 6 Monate lief (November/Dezember 05 sowie April-August 06). Ausgeführt wurden hauptsächlich Aufräumungsarbeiten, Grünschnitt und -pflege im Gelände, die Befreiung der Regelspurgleise vom Bewuchs und teilweise auch vom im Schotter angesammelten Humus, Vorbereitung von Holzschwellen für die anstehenden Gleiserweiterungen (Halbieren, Verdübeln von alten Löchern, Imprägnieren der Schnittflächen…), Freischneiden des Anschlussgleises und Ausbau von Granitkleinpflaster auf einem alten Industriegelände in Pirna. Außerdem wurden kleinteilige Fenster am Werkstattanbau des Herrenleitengebäudes eingeglast, was den Gesamteindruck dieses zentral stehenden Bauwerks deutlich verbessert. Insgesamt sehen wir den Einsatz der 1 Euro-Leute positiv, obwohl bei der ersten Maßnahme gerade auf der Seite der Betreuung deutliche Verbesserungen möglich und nötig waren.

Nach einer monatelangen Pause wegen ausgeschöpfter Finanzen bei der ARGE Pirna unterstützen seit Anfang April 2007 wieder 12 Ein-Euro-Jobber sowie zwei Betreuer unsere Arbeit. In der neuen Konstellation läuft die Arbeit nun deutlich kontinuierlicher ab, so dass wir mit den Ergebnissen zufrieden sein können. So wurden große Teile der Regelspurstrecke noch einmal vom Bewuchs befreit, um sie anlässlich des 100-jährigen Streckenjubiläums zu Pfingsten befahrbar zu machen. Weiterhin wurden und werden die verschiedene Aufräumungs- und Verschönerungsarbeiten, Glaserei und die Reinigung der rückwärtigen Fassade des Herrenleitengebäudes durchgeführt.

Wasseranschluss

In Zusammenhang mit Bauarbeiten an der Wasserleitung auf der Lohmener Kastanienallee oberhalb unseres Geländes wurde der alte, baufällige Anschlussschacht für die Wasserversorgung des Geländes zurückgebaut. Zur Erinnerung: Sowohl der Elektroanschluss (Trafo) als auch die Wasserversorgung wurden nach dem Rückzug des Militärs vom Gelände unterbrochen und wurden in der Zwischenzeit nur durch Provisorien ersetzt. Die Gelegenheit  wurden nun zum Anlass genommen, das Museum wieder an das öffentliche Wassernetz anzuschließen. Zuerst wurde schon 2005 in Zusammenhang mit den Bauarbeiten durch den Trinkwasserzweckverband Bastei ein neuer Anschlussschacht gesetzt. Im Sommer 2006 nahmen wir nun die Verlegung der neuen Wasserleitung über ein 300 m breites Feld in Angriff. Dabei war das zur Verfügung stehende Zeitfenster zwischen Ernte und Neubestellung nur sehr kurz bemessen.

Ausgehend von einer in Zusammenhang mit anderen Bauarbeiten bestehenden Grube wurde in die alte, etwa 100 mm weite alte Leitung ein PE-Rohr eingeschoben. Nach 55 m war am ersten Knick der alten Leitung Schluss. Die Suche nach den Leitung gestaltete sich mit unserem alten T174-Bagger etwas schwierig, zumal keine wirklich verlässlichen Unterlagen existierten. Nach dem Auffinden und Aufschneiden der Leitung konnte das PE-Rohr um fast 200 m weitergeschoben werden. Die neue Grube befand sich nun mitten auf dem Feld, auch hier dauerte das Aufgraben einen ganzen Nachmittag. Zumindest konnte von hier aus das Rohr bis fast an den direkt oberhalb des Geländes liegenden Anschlussschachtes herangeschoben werden. Leider befindet sich direkt davor ein S-förmiger Knick, durch den das PE-Rohr beim besten Willen nicht hindurch wollte. Hier musste nun über 2m per Hand gegraben werden, jedoch lohnte der ganze Aufwand: Seit September 2006 liegt nach über 10 Jahren wieder Trinkwasser im Gelände an. Derzeit verläuft die neue Leitung zwar noch frei über die Felsen, aber auch dafür wird in den nächsten Monaten Abhilfe geschaffen.

Förderung aus dem Leader+ – Programm

Seit Jahren sind wir in verschiedenen Gremien, welche sich mit Fragen der touristischen Weiterentwicklung der Region beschäftigen, aktiv. Unter anderem beteiligten wir uns an Workshops zur Konzeption des “Erlebnis Elbsandstein”, welches durch das Leader+-Programm der Europäischen Union gefördert wurde. Auch für den weiteren Museumsausbau bemühten wir uns schon seit langem um Förderungen aus diesem Programm, jedoch scheiterte dies immer an der ungeklärten Eigentumsfrage des Museumsgeländes. Nachdem am 27. April 2006 der Kaufvertrag unterzeichnet wurde, forcierten wir die Antragstellung. Die Unterlagen mussten bis allerspätestens Ende Juli eingereicht werden und am Ende fehlte nur noch der Auflassungsvermerk im Grundbuch, womit das alte Problem immer noch Bestand hatte… Aber auch dieser konnte in letzter Minute beschafft werden. Da die Vorarbeiten schon sehr weit fortgeschritten waren brachte die Prüfung der Unterlagen fast keine Unstimmigkeiten, so dass wir schon wenige Tage später Zuwendungsbescheide über die beiden Teilprojekte in den Händen halten konnten.

Demitzschuppen

Als Erstes wurde der historisch wertvolle ehemalige Ellokschuppen aus den Demitz-Thumitzer Granitsteinbrüchen umgesetzt. Dieser stellt einerseits an sich schon ein Ausstellungsstück dar und bleibt auf diesem Wege der Nachwelt erhalten. Gleichzeitig wird sich so die Abstell- und Ausstellungsfläche im Museum deutlich vergrößern. So sollen die noch in der Museumshalle zwischengelagerten Fahrzeuge umgesetzt werden und danach die dortige Ausstellungsfläche dadurch komplett nutzbar werden. Als Zweites konnte endlich mit der dringend erforderlichen Dachsanierung am alten Kesselhaus begonnen werden, welche ansonsten 2007 alle unsere Kräfte gebunden hätte. Eingebaut wurden außerdem zeitgemäße Toiletten, welche vor allem während der Veranstaltungen dringend notwendig sind. Weiterhin soll ein Vortragsraum anstelle des bisherigen Provisoriums eingerichtet werden und der größte Gebäudeteil als Depotfläche genutzt werden.

Der größte Teil der durch Firmen durchgeführte Bauarbeiten musste bis Ende 2006 abgeschlossen werden, da das Programm ausläuft. Unsere Eigenleistungen werden sich noch über dieses Jahr hineinziehen. Die Projektkosten belaufen sich auf etwa 100.000 Euro, wovon 80 % gefördert werden. Dies bedeutet, dass wir die Restsumme (Eigenleistungen im Sinne von erbrachter Arbeit verringern nur die Projektsumme, aber nicht die Eigenmittel!) in Höhe von etwa 20.000 Euro selbst aufbringen mussten. Natürlich würden wir uns dabei auch über Spenden zugunsten des Projektes, aber auch über zahlreiche Besucher freuen, welche sich vom Projektfortschritt überzeugen.

Neue Fahrzeuge

Henschel DG 13

Henschel Wurzach

Schon vor einigen Jahren traten Mitglieder des Heimatvereins Bad Wurzach, die im ehemaligen Torfwerk Haidgau ein Museum aufbauen und betreiben, mit dem Wunsch nach einer betriebsfähigen kleinen Lok für ihren Zugbetrieb an uns heran. Auch wenn wir den zahlreichen ähnlichen Anfragen im Allgemeinen nicht aufgeschlossen gegenüber stehen, lagen die Dinge im konkreten Fall etwas anders. Angeboten wurde im Tausch eine komplette originale Henschel DG 13, welche sogar prinzipiell noch betriebsfähig sein soll. Für den dortigen Betrieb war sie vor allem deshalb nicht geeignet, da die Personale den kraftaufwendigen Startvorgang nicht mehr ohne weiteres auf sich nehmen wollen.

Im Tausch erhielten die Wurzacher eine Jung EL 105 mit Junkers-Gegenkolbenmotor und elektrischem Anlasser. Die Maschine stammte von der Ziegelei Grechwitz und wurde zusammen mit einer weiteren EL 105 Anfang der neunziger Jahre übernommen. Während die andere Jung von Anfang an als Bestandteil der Sammlung geführt wurde war die nun in Bad Wurzach befindliche Lok eigentlich für einen später nicht zustande gekommenen Tausch vorgesehen. Nun wurde die Maschine weitgehend zerlegt und alle wichtigen Baugruppen überarbeitet. Zum Schluss erhielt sie eine den Wünschen der Wurzacher entsprechende neue Farbgebung. Am 15. Oktober 2005 wurde dann der Tausch über 700 km Entfernung vollzogen.

Werklok LKM N2 und Wagen

Unsere beiden Regelspurloks

Ende Juni und Anfang Juli 2006 konnten wir zwei weitere Regelspurfahrzeuge in unsere Sammlung aufnehmen. Und zwar trennte sich die Sächsische Bühnen-, Förderanlagen- und Stahlbau GmbH (SBS, früher Kelle & Hildebrandt) von seiner Werklok des LKM-Typs N 2 und einem Werkwagen. Die dortige Anschlussbahn wird schon seit vielen Jahren nicht mehr betrieben. Und auch die Nutzung der Fahrzeuge für innerbetriebliche Transport wurde im Laufe der letzten Zeit immer sporadischer. So entschied die Firmenleitung, sich von Fahrzeugen unter der Maßgabe zu trennen, dass sie möglichst in der Region verbleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Beides können und wollen wir natürlich gewährleisten. Der Transport der Lok erfolgte wieder mit Unterstützung unseres bewährten Partners, der Heinrich Schwertransporte GmbH sowie eines Tiefladers der Fa. Richter aus Dresden. Den Wagen transportierten wir dagegen selbst mit unserem S 4000 und Anhänger, wobei der Wagen für den Transport zur besseren Ladungssicherung und Masseverteilung ausgeachst wurde (Achsen auf dem Lkw, Rest auf dem Anhänger). Wenige Wochen später folgte noch ein zweiter Flachwagen.

Den (vorläufigen?) Abschluss der Regelspursammlung bildet ein vom Eisenbahnmuseum Schwarzenberg übernommener zweiachsiger Flachdachgüterwagen, welcher bei den Eisenbahnfreunden üblicherweise unter der Bezeichnung “G 10” geläufig ist. Der Wagen stammte ursprünglich vom Mineralwollewerk Bad Berka, welches vor allem durch seine elektrisch betriebene Anschlussbahn bekannt war. Zumindest aus heutiger Sicht kann davon ausgegangen werden, dass es bei den sechs großen Regelspurfahrzeugen bleiben wird, da zukünftig durch den Rückbau eines Teils der Gleise nicht ausreichend Platz für weitere Objekte sein wird.

Wagenzugänge

Lauter Wagen

In den letzten zwei Jahren gab es eine Reihe von Wagenzugängen im Feldbahnsektor, wovon die wichtigsten hier aufgeführt werden sollen. An erster Stelle seien eine ganze Anzahl in den Demitz-Thumitzer Steinbrüchen geborgener Wagen verschiedener Bauarten genannt. Es handelt sich dabei um Loren, Stirnbordwagen und Flachwagen, welche meist nach Unfällen oder schweren Beschädigungen einfach im Gelände liegen geblieben sind. Einige der Wagen wurden wieder hergerichtet, andere werden das gerade für Steinbrüche typische Motiv “Schrott am Wegesrand” repräsentieren. Weiterhin erreichten uns im Tausch gegen Ersatzteile vom Blaulichtmuseum Beuster in Sachsen-Anhalt drei 1,75 m³-Muldenkipper, die unseren Zug großer Loren ergänzen werden. Zum Schluss möchten wir zwei Vierachser erwähnen, welche auf Grund eines Tipps eines ortsansässigen Technikfreundes aus der lange stillgelegten Papierfabrik Lauter geborgen werden konnten.

Fahrzeugaufarbeitung

Auch auf dieser Strecke gibt es verschiedene Neuigkeiten. Neben einer Reihe Kleinarbeiten und Reparaturen an den regulär eingesetzten Fahrzeugen erfolgte eine grundhafte Reparatur unserer Lok 65, Spitzname “Blaues Wunder”. Die Maschine vom LKM-Typ Ns 1 dient uns seit Jahren als Zugpferd insbesondere bei den Transportablen Anlagen. Hier wurde der Lok einiges abverlangt, die Laufleistung war für eine solch kleine Maschine jedenfalls beachtlich. Neun Jahre nach der letzten großen Instandsetzung wurde die Lok komplett demontiert, gereinigt und verschiedene Komponenten überarbeitet oder erneuert. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre musste die Lok eine Reihe von kleineren Umbauten über sich ergehen lassen. U.a. wurden der Tank und die Abgasanalge verlegt. Hinzu kam ein wirksamer Schallschutz, um die Arbeitsbedingungen für den Fahrzeugführer zu verbessern. Der Clou ist allerdings eine Verladehilfe, wobei die Lok nur noch an eine Öse am Motorvorbau angehängt werden braucht.

Henschel

Mit Blick auf den Festumzug zum 800-jährigen Stadtjubiläum Dresdens standen wir vor der Frage, welches Fahrzeug im von uns gestalteten Bild zur Enttrümmerung die Trümmerbahnen repräsentieren soll. Auch wenn sich in der Sammlung mit der O&K RL 2 eine in dieser Zeit in Dresden eingesetzte Lok befindet, ist einerseits deren äußerer Zustand nicht befriedigend und andererseits soll in einem Festumzug möglichst für alle Zuschauer eine klare und eindeutige Assoziation geweckt werden. Deshalb fiel die Wahl auf die Henschel “Riesa”, welche optisch weitgehend in einen typischen Einsatzzustand versetzt wurde. Neben einer schwarzen Farbgebung aller bisher hellgrüner Partien am Führerhaus (eine Seite war stark verwittert und hätte sowieso erneuert werden müssen) erfolgte vor allem der Neubau der Fenster. Diese waren bei einem der Vorbesitzer entfernt worden, wobei auch alle Ausschnitte für Scharniere etc. professionell zugeschweißt wurden. Die Maschine steht nun also als vollwertiges Ausstellungsstück zur Verfügung.

Eine betriebsfähige Aufarbeitung ist zwar seit der Übernahme der Lok im Jahre 2001 erklärtes Ziel, ist aber kurzfristig nicht umsetzbar. Insbesondere die fehlenden Kesselunterlagen stellen uns vor große Probleme. Vielleicht kann aber einer der Leser Hinweise geben, auf welchem Wege folgende Originalunterlagen beschafft werden können (sicherlich nur als Kopie):

  • Lieferbuchauszug zur Fabriknummer 23411 mit Hinweisen auf die entsprechenden Zeichnungsnummern,
  • Kesselzeichnungen Henschel “Riesa”, Baujahre um 1936, genietete Ausführung mit Kupferfeuerbüchse,
  • weitere Zeichnungen, insbesondere Armaturen, Achs- und Stangenlager, Zylinder usw.
  • Puffer – Ausführung mit breiter Pufferplatte, dieser muss nachgebaut werden (oder hat jemand so etwas noch rumliegen – wohl eher kaum…?)

Eine weitere “Baustelle”, welche noch vor dem Umzug begonnen wurde, ist eine unserer beiden Ns 2 h. An dieser wurde schon vor längerer Zeit das komplette Fahrwerk überarbeitet und die optische Aufarbeitung begonnen. Nun läuft auch der Motor wieder und die restlichen Arbeiten sollen Schritt für Schritt weiter gehen. Auch wenn erste Probefahrten im Mai erfolgten, ist ein Abschluss der Arbeiten nicht in Sicht, da vor allem die Holzverkleidung im Führerhaus sehr aufwendig wird.

Im Rahmen einer vom Arbeitsamt geförderten Maßnahme wurden der zweite und dritte Wagenkasten der Dresdner Parkeisenbahn (ex Bauunion – Strandbahn Prerow; HFD-Nr. 111 und 112) komplett aufgearbeitet. Einer der Wagen erhält ein Schutzdach ähnlich denen bei der Dresdner Parkbahn nach der Wende entstandenen, um später auch bei Regenwetter Fahrten anbieten zu können. Leider haben wir für die beiden Wagen noch keine Drehgestelle, so dass ein Einsatz der Wagen noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Allerdings wurde hierfür schon von einem Vereinsmitglied im Rahmen einer Facharbeit eine Konstruktion angefertigt.

Auch die Restaurierungsarbeiten an der ersten HFD-Lok, unserer 500 mm-spurigen AEG des Baujahres 1914, gehen wieder schrittweise voran. Die Fahrmotoren wurden in einer Fachwerkstatt überprüft und stellenweise ausgebessert. Derzeit wird die Montage des Fahrwerkes vorbereitet. Bis zu einer vollständigen, möglichst betriebsfähigen Aufarbeitung wird wohl einige Zeit ins Land gehen, da einige Baugruppen komplett ergänzt werden müssen. Es fehlen u.a. fast der komplette Fahrschalter und der Stangenstromabnehmer.

Veranstaltungen

Fahrbetrieb zu Pfingsten

Auch in den vergangenen zwei Jahren erfreuten sich vor allem die Veranstaltungen des Museums großer Beliebtheit. So fanden zu Pfingsten sowohl im Jahr 2006 als auch 2007 weit mehr als 3000 Besucher den Weg in die Herrenleite. Besondere Höhepunkte waren die beiden Einsätze der Krauss-Lok 7790 von Manfred Werner aus Löbau im Dezember 2005 und im Oktober 2006. Neu im Programm waren im Sommer 2005 zwei dicht aufeinanderfolgende Sommerwochenenden, mit denen vor allem auf die Touristen der Sächsischen Schweiz abgezielt wurde. Auch diese mit kleinerem Personalaufwand zu bewältigenden Termine zeigten mit insgesamt fast 1000 Besuchern das Potenzial in den Sommermonaten. 2006 haben wir die Termine wegen der Vorbereitung unserer Beiträge zum Dresdner Stadtjubiläum nicht wiederholt. In diesem Jahr werden wir sie jedoch neu aufleben lassen (28./29. Juli sowie 11./12. August).

Unser Fazit zum 800-jährige Stadtjubiläum im vergangenen Jahr fällt zwiespältig aus: Einerseits waren wir mit der Organisation der Festwoche im Juli alles andere als zufrieden, erstmals seit zehn Jahren mussten wir mit einem Einsatz der Transportablen Anlage Verluste einstecken, obwohl das (von anderen Leuten organisierte) Stadtfest in den Vorjahren mit der Strecke auf der Neustädter Hauptstraße auch für uns ein Riesenerfolg war. Diesmal bekamen wir einen anderen, am Ende völlig ungeeigneten Standort zugewiesen. Man kann nur abwarten, ob uns in Zukunft wieder der Aufbau der bewährten Strecke auf der Hauptstraße ermöglicht wird. Andererseits war das von unserem Verein gestaltete Festumzugsbild zur Enttrümmerung in der Nachkriegszeit ein Identifikationspunkt für viele ältere Dresdner. Nicht nur einmal wurde spontan das FDJ-Aufbaulied angestimmt! Und wieder einmal kam einer der Tieflader der Fa. Heinrich zum Einsatz.

Daneben gab es eine ganze Anzahl kleinerer Veranstaltungen und Außeneinsätze. So steigt die Zahl der sonnabends, aber auch unter der Woche angefragten Führungen im Museum ständig. Zwei Einsätze der “verkürzten” Transportablen Anlage sollen Erwähnung finden – einmal zum Bahnhofsfest in Lohsdorf beim Verein Schwarzbachbahn e.V., bei dem auch mit 99 590 nach über 50 Jahren wieder eine Dampflok im Schwarzbachtal zu erleben war. Ein etwas größeres Abenteuer war der Transport der Anlage mittels eigenem Lkw über die Grenze nach Tschechien zur befreundeten Museumsbahn Zubrnice. Wegen der Tonnagebegrenzung des Grenzüberganges in Schmilka musste über die Berge über Zinnwald gefahren werden. Interessant war dabei, dass die komplette Abfertigung als Lkw – EU-Zollunion sei Dank – schneller ging als die Wartezeit an der Pkw-Schlange…