Hersteller | Arnold Jung Lokomotivfabrik, Jungenthal bei Kirchen an der Sieg | |
Typ | EL 105 | |
Baujahr | 1940 | |
Fabriknummer | 9339 | |
Spurweite | 600 mm | |
Motor | SE 110 (Einzylinder-Zweitakt-Dieselmotor, wassergekühlt) | |
Leistung | 11/12 PS bei 1000 U/min | |
Getriebe | Zweigang-Konuskupplungsgetriebe | |
Kraftübertragung | Buchsenkette | |
Vmax | 8 km/h | |
Masse | 3 t | |
HFD-Nr. | 81 | |
Einsatzgeschichte |
|
EL 105 – Geschichte und Technik
Am 17. und 18. Juni 1995 fand in Wachwitz ein Kinderfest der Dresdener Verkehrsbetriebe statt. Als besondere Attraktion baute unser Verein ein kleine Feldbahnanlage für Mitfahrten auf. Während dieser Veranstaltung sprach uns eine Frau darauf an, daß ihr Vater in seiner Sandgrube auch eine Feldbahn einsetzte.
Einige Tage später besuchten wir den Betrieb, und der Besitzer, Herr Wotscheg, zeigte uns zwei Loren, die in einem Obstgarten abgestellt waren. Ein danebenstehender kleiner Schuppen ließ hoffen. Wir öffneten das Tor und sahen einen Jung-Schriftzug. Es war tatsächlich noch eine Lok vorhanden! Bei näherer Betrachtung zeigte sich, daß das durch das undichte Dach eingedrungene Wasser für starke Korrosion gesorgt hatte. Außerdem hatte sich ein Ameisenstaat hinter dem Kühler eingenistet.
Herr Wotscheg erzählte uns, daß die Lokomotive 1940 von der Firma Erich Brangsch in Leipzig gekauft wurde und bis etwa 1980 zum Transport von Sand gedient hat, der als Zuschlag für die Betonwerkstein- und Terazzoproduktion benötigt wurde. Danach blieb sie in ihrem Schuppen stehen.
Herr Wotscheg schenkte die Lokomotive und das gesamte noch vorhandene Material unserem Verein. Noch in derselben Woche transportierten wir die Maschine mit dem vereinseigenen Lkw nach Klotzsche. Mit einem Arbeitsaufwand von 40 Stunden wurden die Kraftstoff- und die Kühlanlage sowie der Luftfilter gründlich gereinigt. Allein zwei Eimer Ameisen mußten umgesiedelt werden. Danach folgte der erste Probelauf des Motors. Schon beim zweiten Versuch sprang der Motor wieder an.
Bei der weiteren Aufarbeitung, die bis jetzt weitere 200 Stunden in Anspruch nahm, entschieden wir uns, nur den Rost zu entfernen, jedoch auf einen Anstrich vorerst zu verzichten. Die weitere Korrosion wird durch einen trockenen Standplatz und eine Behandlung mit Graphitöl verhindert.
Zwei Probleme stellten sich bei näherer Betrachtung heraus. Einerseits war das Pleuellager des Motors ausgeschlagen, andererseits die Wasserpumpe stark abgenutzt und ihr Standfuß abgebrochen. Die Wasserpumpe wurde 1995 von der Abteilung Maschinen-Rebuilding des Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerkes repariert. Die Reparatur des Pleuellagers sollte 1996 durchgeführt werden, es kam jedoch unser Umzug und der Museumsaufbau in der Herrenleite dazwischen, so daß sie erst 2018 in Angriff genommen wurde. Da auch der Kurbelzapfen geschädigt war, mußte der Motor komplett zerlegt werden. Neben dem Pleuellager mußten nur die Pleuelbuchse und die Kugellager des Lüfterrades gewechselt werden. Ansonsten weist der Motor erfreulich wenig Verschleiß auf.
Wir bedanken uns bei Herrn Wotscheg für das schönste Geschenk des Jahres 1995. Dank gilt auch den Kollegen Kulbe und Ritter von der Maschinen-Rebuilding.
zurück zu Lok 43
weiter zu Lok 66
Autoren: Rainer Dominik, Marian Sommer, letzte Änderung: 18.05.2021