Jung EL 105

Hersteller und Geschichte

Die Firma Arnold Jung Lokomotiv-Fabrik GmbH aus Jungenthal bei Kirchen an der Sieg ist bekannt für eine außerordentlich vielfältige Lokomotivproduktion. In der über 100 jährigen Geschichte des Lokomotivbaues bei Jung nahmen Schmalspur-, Gruben- und Feldbahnlokomotiven stets einen wichtigen Platz ein. Seit den 1920er Jahren wurden in Jungenthal auch Feldbahn-Diesellokomotiven gefertigt. Im ab 1932 entwickelten neuen Feldbahndiesellok-Typenprogramm gehörte der Typ EL 105 mit 11/12 PS zur niedrigsten Leistungsklasse. Etwa 1400 Maschinen dieses Typs wurden zwischen 1932 und 1962 oftmals über Zwischenhändler vertrieben. Die EL 105 wurde so zu einer Art Standard-Feldbahnlokomotive für kleine Betriebe, heute sind noch etwa 115 Exemplare in Sammlungen und Museen erhalten.

Technik

Die Bezeichnung EL steht für Einzylinderlokomotive und die Zahl 105 weist auf den anfänglich eingebauten Motor vom Typ SE 105 (105 mm Kolbendurchmesser) hin. Ab 1934 kam der etwas leistungsstärkere Motor-Typ SE 110 zum Einbau. Die S-Motortypenreihe stellt die zweite bei Jung entwickelte und gebaute Dieselmotoren-Generation dar. Die Motoren arbeiteten nach dem Zweitaktprinzip, sind wassergekühlt und besitzen Umlaufschmierung. Der Spüldruck wird im Kurbelgehäuse mittels Blattfeder-Einlaßventilen und Stufenkolben erzeugt. Als Direkteinspritzer sind die Motoren außerordentlich startfreudig und benötigen keine Lunte zum Ankurbeln. Das Getriebe ist ein Zweigang-Konuskupplungsgetriebe mit Fahrtrichtungswender. Dieses ermöglicht in beiden Fahrtrichtungen die Geschwindigkeiten von 4 und 8 km/h bei maximaler Motordrehzahl von 1000 U/min.

Die Lok hat zum Antrieb der Achsen noch sog. Buchsenketten. Im Gegensatz zu Rollenketten gleiten die starr mit den Innenlaschen verbundenen Buchsen direkt auf den Kettenzähnen, was zu entsprechend hohem Verschleiß führt. Bei Rollenketten rollen die über den dünneren Buchsen laufenden Rollen in die Zahnlücken, wodurch der Zahnverschleiß minimiert wird. Zwar hat man nun eine weitere Verschleißstelle in der Kette, die genormte Kette läßt sich aber im Gegensatz zu den meist speziell anzufertigenden Kettenrädern mit relativ geringem Aufwand erneuern.

Die Klotzbremse wirkt über ein Hebelsystem ebenfalls auf beide Achsen. Ergonomisch vorteilhaft ist dabei, daß der Lokführer den Hebel zum Bremsen von sich wegdrücken muß und dafür guten Halt durch die Rückenlehne hat.

Um 1937 wurde der Lokomotivrahmen der EL 105 überarbeitet und etwas länger ausgeführt.

Lok 31, 6418/1936 mit dem kürzeren Rahmen und gefederten Puffern. Foto: Rainer Dominik, 1988.
Lok 81, 9339/1940 mit dem überabeiteten längeren Rahmen und starren Puffern. Foto: Rainer Dominik, 2018.
Diese Werbepostkarte zeigt eine sehr zeitige Ausführung der EL 105: genieteter Aufbauten, kurzer Rahmen (Rückwand steht über), Drehzahlverstellung mittels Kurbel, Sperrklinke der Handbremse über dem Rahmen, Längssicken in den Seitenblechen statt “Z”, gefederte Puffer. Bild: Sammlung Rainer Dominik.
Technische Daten (aus Prospekt von 1934)
Spurweiten 500…1000 mm
Dienstgewicht 3 t
Fahrgeschwindigkeiten 4 – 8 km/h
Kleinster Krümmungshalbmesser 7 m
Achsstand 780 mm
Länge über Puffer 2650 mm
Breite bis 600 mm Spur 1025 mm
Breite bis 760 mm Spur 1122 mm
Motor (ab Hersteller) SE 110
Leistung 11/12 PS bei 1000 U/min
max. Zugkraft 600 kp (6 kN)
max. Anhängelast 60 t

Autoren: Rainer Dominik, Marian Sommer, letzte Änderung: 24.05.2019