In Wülknitz bei Riesa gibt es ein Imprägnierwerk, das noch längere Zeit nach der Wende eine Feldbahn besaß. Seit Mitte der sechziger Jahre wurden dort zwei Jung-Loks des Typs ZL 233 und eine Lok des Typs ZL 130 eingesetzt. Vorher war zum Bewegen der Wagen nur eine Seilrangieranlage vorhanden. Die Feldbahn und somit auch die Lokomotiven hatten eine Spurweite von 790 mm. Aufgrund des fortgeschrittenen Verschleißes der Loks und der schlechten Ersatzteillage stand schon in den achtziger Jahren die Frage nach einer neueren Lokomotive. Wegen der unüblichen Spurweite war die Umspurung einer LKM-Lok jedoch nicht möglich. Eine Umstellung des Transports auf Gabelstapler schied wegen der Bauart der Imprägnierkessel aus.
Im Jahre 1994 knüpfte die Geschäftsleitung des Imprägnierwerkes mit Unterstützung unseres Vereins Kontakte u.a. zur niedersächsischen Lokomotivfabrik SCHÖMA in Diepholz und zu AEG in Henningsdorf bei Berlin (heute ADtranz). Der Versuch, in Hennigsdorf eine Akkulok des Typs El 8 zu bestellen, scheiterte. Am 4. November 1994 lieferte die SCHÖMA eine generalüberholte Lok des Typs CHL-40 G nach Wülknitz. Da sich diese Maschine bewährt hat, wurden die alten Jung-Lokomotiven entbehrlich. Nachdem eine ZL 233 (Lok Nr. 57, bis dahin Ersatzteilspender, noch mit Originalmotor) schon 1991 den Weg nach Klotzsche fand, kauften wir Ende 1994 (HFD-Nr. 79) bzw. Anfang 1995 (HFD-Nr. 80) auch die beiden anderen großen Maschinen.
Wegen der falschen Spurweite mußten die Maschinen monatelang aufgebockt auf der Straße vor dem Vereinsgelände stehenbleiben. Erst nach dem Umpressen der Achsen, welches bei der STAMAG in Regis-Breitingen erfolgte, konnten die Loks auf das Gleisnetz gelangen.
Die ZL 130 stammt wie die ZL 233 mit Originalmotor von der Baufirma Louis Schneider KG, Riesa. Sie wurde in Wülknitz mit demselben Tauschmotor ausgestattet wie die zweite ZL 233. Die Anschrift “Lieschen” an den Loks ist nicht etwa das Werk von Grafitti-Künstlern, sondern der Name der Lokführerin, die die Loks in Wülknitz bediente. Typisch für Imprägnierwerke ist die verstärkte Frontpartie der Loks. Diese ist nötig, weil die Wagen meist mit Überlängen beladen werden und somit beim Schieben der Wagen das Holz gegen die Lok drückt. Weiterhin erhielten alle Loks in Wülknitz, auch die neue SCHÖMA, Halterungen für Tritte und eine Holzkiste an der Rückwand für Anschlagmittel.
Im Zusammenhang mit der Sanierung von Altlasten und der Modernisierung des Imprägnierwerkes konnte man (wahrscheinlich) 1998 auf die Feldbahn komplett verzichten. Die Schöma-Lok wurde vom Hersteller zurückgekauft und befand sich mittlerweile schon bei mehreren Betrieben in “Nachnutzung”. Damit ist eine der letzten regelmäßig befahrenen Feldbahnen im Osten Deutschlands stillgelegt worden.
Langfristig soll die ZL 130 im letzten Einsatzzustand bewahrt werden. Allerdings ist genau wie bei den beiden anderen Maschinen in jedem Fall eine komplette Überarbeitung des Getriebes und des Motors notwendig. Die Lok ist derzeit nur sehr eingeschränkt einsatzfähig, da die Umschaltung zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfahrt nicht mehr voll funktioniert.
Wir danken dem Geschäftsführer des Imprägnierwerkes, Herrn Vogel, für die Unterstützung unserer Arbeit. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei den Kollegen der STAMAG, die uns das Umpressen der Achsen ermöglichten.
Hersteller | Arnold Jung, Jungenthal bei Kirchen an der Sieg | |
Typ | ZL 130 | |
Baujahr | 1937 | |
Fabriknummer | 7518 | |
Spurweite | 600 mm | |
Motor | Luftgekühlter Dreizylinder-Viertakt-Dieselmotor 3 VD 14,5/12-1 SRL (VEB Dieselmotorenwerk Schönebeck) |
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Leistung | 45 PS bei 1500 U/min | |
Getriebe | Dreigang-Lamellenkupplungsgetriebe | |
Vmax je Gang | 4 – 8 – 15 km/h | |
Masse | 8,5 t | |
Einsatzgeschichte |
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Letzte Änderung: 23.04.2021