Lok 48: ČKD BN 15 R aus Hammerunterwiesenthal

Foto: Manfred Kühl
Technische Daten
Hersteller ČKD Praha
Typ BN 15 R
Baujahr 1960
Fabriknummer 9034
Spurweite 600 mm
Motor Slavia 1-ST-120
Leistung 15 PS bei 1500 U/min
Getriebe 2-Gang Konuskupplungsgetriebe
Kraftübertragung Rollenketten
Vmax 6 – 12 km/h
Masse 2,8 t
HFD-Nr. 48
Einsatzgeschichte
  • ? neu
  • ? an Kalkwerk Hammerunterwiesenthal
  • 1989 an HFD

Hersteller und Geschichte

Als Nachfolger des Feldbahnloktyps BN 15, welcher der MD 1 von O&K entsprach, baute das ČKD-Werk in Praha-Radotín von 1959 bis 1961 die BN 15 R. Die Produktion setzte man im ČKD-Werk Zábřeh na Moravĕ und später bei Turčianske strojárne Martin Werk Lučenec bis 1968 fort. Die DDR-Industrie importierte die BN 15 R aus der ČSSR in größerer Stückzahl. Die Importmaschinen stammen alle aus Radotín und Lučenec. Die BN 15 R war als Ergänzung des Lokbestandes für leichte Feldbahnbetriebe gedacht, da 1960 die Produktion der Ns 1 bei LKM endete. Ersatzteilprobleme und weil die BN 15 R im Vergleich zur dominierenden Ns 1 auch stückzahlmäßig eher eine Randerscheinung war, führten dazu dass sich bald viele Betriebe von den Maschinen trennten. So waren am Ende der DDR die an sich noch recht jungen Lokomotiven ehr selten im Einsatz. In der Tschechischen Republik konnte in Feldbahnbetrieben mit geringen Leistungsanforderungen bis in die jüngste Vergangenheit die BN 15 R als das Zugmittel angetroffen werden. Bei Feldbahnsammlungen in Deutschland und der Tschechischen Republik haben eine Anzahl Maschinen überlebt und sind teilweise betriebsfähig zu erleben.

Technik

Der Buchstabe B steht für die Achsfolge und das N weist auf die Arbeitweise des Motors als Dieselmotor hin (N auf Tschechisch Nafta = Dieselkraftstoff). Die Zahl 15 gibt die Leistung in PS an. Der luftgekühlte Einzylindermotor arbeitet im Viertaktverfahren und stammt vom Hersteller Slavia aus tschechoslowakischer Produktion. Das Getriebe ist ein Zweigang-Konuskupplungsgetriebe mit Fahrtrichtungswender. Dieses ermöglicht in beiden Fahrtrichtungen die Geschwindigkeiten von 6 und 12 km/h bei maximaler Motordrehzahl von 1500 U/min. Die Kraftübertragung erfolgt über Rollenketten auf beide Achsen. Die Klotzbremse wirkt über ein Hebelsystem ebenfalls auf beide Achsen. Der Rahmen ist vollständig geschweißt und kompakt ausgebildet. Das Lokomotivgehäuse weist abgerundete Formen auf und entspricht damit dem Zeitgeist zu Beginn der 1960er Jahre. Auf Kundenwunsch gab es eine einfache Überdachung des sonst offenen Führerstandes. Die Lokomotiven waren serienmäßig mit einer elektrischen 12 V-Anlage einschließlich Anlasser ausgestattet.

HFD Nr. 48

Wohin die Lokomotive geliefert wurde ist leider nicht bekannt. Nachgewiesen ist erst ihr Einsatz beim Kalkwerk Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge in den 1980er Jahren. Hier wurde sie hauptsächlich zum Verschub der Wagen im Tagebau verwendet, soll aber auch auf untertägigen Strecken im Einsatz gewesen sein. Bei Übernahme der Lok 1989 befand sie sich optisch in einem desolaten Zustand. Motor und Getriebe waren aber erstaunlich gut erhalten. Auch aus diesem Grund wurde schon bald die Aufarbeitung in Angriff genommen. Hauptaugenmerk lag dabei auf der Instandsetzung des vom rauen Einsatz recht mitgenommenen Fahrwerkes einschließlich der Bremsanlage. Der Kalk hatte auch allen Blechteilen erheblich zugesetzt, so dass sich umfangreiche Korossionsschutzmaßnahmen einschließlich Neulackierung erforderlich machten. Am Motor und Getriebe waren einige Instandsetzungen notwendig. Die elektrische Anlage musste komplett erneuert werden. 1994 war die Aufarbeitung beendet. Seitdem ist die Lok betriebsfähig.

Am Ende ihrer Einsatzzeit im Kalkwerk Hammerunterwiesenthal, wo diese Aufnahme untertage entstand, war die Lokomotive äußerlich gesehen ein Wrack. Auch der Vorbau hat im harten Einsatz so manchen “Treffer” abbekommen. [Aufnahme: Sammlung HFD]
1994 war die Aufarbeitung der Lokomotive abgeschlossen. Neulackiert erstrahlt sie hier im warmen Abendlicht zu einer ersten Ausfahrt auf dem damaligen Vereinsgelände in Dresden-Klotzsche. [Aufnahme: R. Schreier 1994]
2010 entstand im Feldbahnmuseum Herrenleite diese Aufnahme. Sozusagen passend zur Lok konnten wir 2010 zwei Kalkstein-Setzwagen und einen Gezähehunt aus Hammerunterwiesenthal übernehmen, die hier hinter der Lok zu sehen sind. [Aufnahme: R. Schreier 2010]

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Letzte Änderung: 12.05.2021