Lok 107: O&K MD 3

Die MD 3 nach ihrer Restaurierung. Foto: Ralf Schreier, 16.05.2016
Technische Daten
Hersteller Orenstein & Koppel
Typ MD 3
Baujahr 1941
Fabriknummer 10615
Spurweite 600 mm
Motor Dreizylinder-Viertakt-Luftspeicher-Dieselmotor, Reihe, wassergekühlt (Hubraum 4,4 l)
Leistung 33 PS bei 1300 U/min
Getriebe Dreigang-Lamellenkupplungsgetriebe
Kraftübertragung Rollenkette, Kuppelstange
Vmax 18 km/h
Masse 6,5 t
HFD-Nr. 107
Einsatzgeschichte
  • laut Lieferliste an O&K-Niederlassung Köln „MBA Köln- Braunsfeld“, laut Kundenbuch an „Josef und Jan Thissen Köln“
  • ca. 1977 Chemin de fer de la Vallée de l’Ouche, Frankreich
  • zw. 1978 und 1985 an Sammlung Merveaux, Einsatz auf Chemin de fer de Saint Eutrope, Frankreich
  • 2002 Sammlung Comella, Mataro, Spanien
  • 2010 an HFD

Hersteller und Geschichte

Die Lokomotive wurde unter der Fabriknummer 10615 im Jahr 1941 von der Orenstein & Koppel AG im Werk Nordhausen gebaut. Laut Lieferliste wurde die Maschine an die O&K-Niederlassung Köln “MBA Köln Braunsfeld” geliefert. Bisher konnte über den weiteren Verbleib der Lok nur wenig in Erfahrung gebracht werden. Gesichert ist erst wieder ein Einsatz bei der „Chemin de fer de la Vallée de l’Ouche”, einer Museums-/Touristenbahn in Frankreich ab ca. 1977. Irgendwann zwischen 1978 und 1985 wurde die Lok an die Sammlung eines Herrn Merveaux weiterverkauft, der sie auf der Chemin de fer de Saint Eutrope südlich von Paris einsetzte. Dies war ebenfalls eine Museums-/Touristenbahn in Frankreich. Nach der Einstellung dieser Bahn im Jahre 2002 kaufte die Lok der spanische Sammler Jordi Comella und brachte sie nach Mataro bei Barcelona. Im Zuge der Veräußerung dieser Sammlung konnte die Lokomotive 2010 erworben und in die Sammlung des Feldbahnmuseums Herrenleite eingereiht werden.

Technik

Die Gesamtkonstruktion mit schmalem Rahmen und niedrig angeordnetem Führerstand basiert auf einer Grubenlokomotive für untertägigen Einsatz. Die Lokomotive verfügt über einen Dreizylinder-Viertakt-Luftspeicher-Dieselmotor mit 4,4 l Hubraum von Orenstein & Koppel welcher bei maximal 1300 U/min 33 PS leistet. Das Gesamtgewicht der Maschine beträgt 6,5 t. Das Lamellenkupplungsgetriebe besitzt drei Gänge und verleiht der Lok eine maximale Geschwindigkeit von immerhin 18 km/h. Die Kraftübertragung ausgehend vom Getriebe erfolgt zunächst über Rollenketten innerhalb des Getriebekastens auf die Hinterachse. Die Vorderachse wird mittels Kuppelstangen angetrieben. Im Auslieferungszustand verfügte die Maschine über eine Druckluft-Anlassvorrichtung. Bereits in Bligny-sur-Ouche oder früher wurden an der Lokomotive einige Umbauten am Gehäuse vorgenommen. So ersetze man das Führerhaus durch einen geräumigeren Neubau. Der Rahmen wurde seitlich durch Bleche verbreitert und mit Geländern versehen. Die Betätigung für Kupplungen und Vorwärts-/Rückwärts Umschaltung wurde höher gesetzt, womit wohl eine bequemere Bedienung im Stehen angestrebt wurde. Die Lokomotive bekam einen elektrischen Anlasser womit eine Höhersetzung des Kühlers verbunden war. Weitere Umbauten wurden begonnen aber nicht zu Ende geführt und waren bei Übernahme der Lok unvollendet. So sollten noch die Auspuffführung und die Betätigung der Bremse geändert werden.

Die Aufarbeitung mit dem Ziel der Herstellung des Lieferzustandes beinhaltete daher einerseits den Rückbau aller Umbauten. Andererseits waren einige Instandsetzungen erforderlich. Die Grundsubstanz der Maschine erwies sich als solide, so dass nicht alle Baugruppen aufgearbeitet werden mussten. Es wurde die Getriebebetätigung wieder in die Originalposition verlegt. Die fehlende Bremsspindel einschließlich Lagerung musste nachgebaut werden. Der Anlasser wurde entfernt und die ursprüngliche Position des Kühlers wieder hergestellt. Das Nachbauführerhaus und die Rahmenverbreiterungen wurden entfernt. Ein originalgetreues Führerhaus wurde neu gebaut. Die Instandsetzungsarbeiten betrafen vor allem den Motor, wo die Zylinderköpfe einer Aufarbeitung unterzogen werden mussten. Auch die Kühlwasserpumpe wurde in einer Fachwerkstatt instandgesetzt. Die Lackierung mit dunkelgrünen Aufbauten entspricht dem originalen Farbschema von O&K. Eine Herausforderung für die Zukunft bleibt noch die Installation der ursprünglich vorhandenen Druckluft-Anlasseinrichtung. Das Anlassen ist derzeit mit der Handkurbel, wenn auch mit etwas Kraftaufwand möglich.

Die Lok nach ihrem Eintreffen in der Herrenleite. Foto: Ralf Schreier, 2010
Während der Aufarbeitung. Gut zu erkennen sind der Anlasser unter dem Kühler, dahinter der Anlasserzahnkranz, sowie die hochgelegten Bedienelemente über dem Getriebe im Führerstand. Das nichtoriginale Führerhaus und die Rahmenanbauten sind bereits entfernt. Foto: Ralf Schreier, 2011

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Letzte Änderung: 19.05.2016